AMWG: Der Briefwechsel Alma Mahler – Walter Gropius 1910–1964. Erschließung der Quellen und kommentierte Hybrid-Edition. Teil 1: 1910–1914
Im Sommer 1910 lernten sich Alma Mahler (1879–1964) und Walter Gropius (1883–1969) im österreichischen Kurort Tobelbad bei Graz kennen und verliebten sich zwischen Spaziergängen und Kurausflügen – der Anfang einer Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen, die als geheime Affäre noch zu Lebzeiten Gustav Mahlers (1860–1911) begann und sich zu großen Teilen in Briefen abspielte.
Die Komponistin Alma Mahler, leidenschaftliche Grande Dame der Wiener Musikwelt, und der später für sein Bauhaus berühmt gewordene Berliner Architekt Walter Gropius waren sehr unterschiedliche Charaktere. Der Briefwechsel legt ein kompliziertes Verhältnis offen, in dem auch Gustav Mahler eine wesentliche Rolle spielte. Darüber hinaus nehmen wir teil am Leben und Werk dieser Künstler:innen vor dem Hintergrund einer Zeit, die zwischen dem ausgehenden 19. Jahrhundert und der beginnenden Moderne oszilliert.
Diese besondere Korrespondenz, die nach dem Tod von Walter Gropius an das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung übergeben wurde, erschien zuerst 2023 als Buch (Annemarie Jaeggi / Jörg Rothkamm (Hg.): „Du bist mir Kunst“. Der Briefwechsel Alma Mahler – Walter Gropius 1910–1914. Bearbeitet von Adriana Kapsreiter und Fabian Kurze. Salzburg/Wien: Residenz 2023). Als frei zugängliches Online-Medium ermöglicht nun diese digitale Edition erstmals eine detailliertere wissenschaftliche Aufarbeitung des Bestandes mit erweiterten Inhalten und Funktionen sowie neuen Betrachtungsmöglichkeiten:
- Die parallele Ansicht des digitalisierten Originalmaterials mit der Transkription erlaubt weitergehende Studien, z. B. von nonverbalen Zeichen, Briefpapier, Umschlägen, Poststempeln und Beilagen.
- Der wissenschaftliche Apparat bietet eine detaillierte Beschreibung des Materials (Überlieferung, Quellenbeschreibung, Beilagen, Inventarnummern) mit Publikationsnachweisen (Druck), Korrespondenzstellen und einer ausführlichen Herleitung der Datierung.
- Einzeln ansteuerbare Einzelstellenkommentare erläutern Inhalte, bieten Vor- und Rückverweise und kontextualisieren zusammen mit den vielfältigen Verlinkungen, etwa zur Gemeinsamen Normdatei (GND) sowie zum Werk- und Personenregister, die Korrespondenz.
- Automatische Anordnungsoptionen erlauben eine kontinuierliche Lektüre aus unterschiedlichen Perspektiven (u. a. nach Absender:in, Empfänger:in) und, durch die Volltextsuche, verschiedene Zugriffsmöglichkeiten auf das Material, gefiltert nach Schlagworten und Trunkierungen.
- Sieben zum Teil erweiterte, zum Teil völlig neue allgemeine Texte zum Material und seiner Aufarbeitung sowie 21 neue Themenkommentare vertiefen übergeordnete Inhalte mit ausführlicheren Beiträgen.
- Zusätzliche Abbildungen, auch aus externen Archiven und Bibliotheken, ergänzen ausgewählte Themenkommentare und Briefe.
- Durch den Download der XML-Datei im TEI-Standard inklusive Header wird das Material der open science zugänglich gemacht.
- Die Digitale Edition ist mittels CorrespSearch durchsuchbar.
Diese digitale Edition wurde mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft innerhalb von vier Jahren (2019–2023) erarbeitet und umfasst als Teil 1 den Briefwechsel der Jahre 1910 bis 1914 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In einem zweiten, separaten Projektteil wird eine Fortsetzung der Korrespondenz bis 1964 in Aussicht genommen.
Annemarie Jaeggi und Jörg Rothkamm
Berlin und Tübingen, Januar 2025